Beruflich für eine Mutter das Kind zu stillen, gewissenhaft zur Stelle zu sein, wenn Not am Mann ist, aber eben nicht Mutter zu sein, das ist das Wesen einer Amme. Ammen kommen nur an wenigen Stellen in der Bibel vor, aber sie genießen einen guten Ruf. In einer alten Lutherübersetzung (1912) findet sich der Begriff „Amme“ in einem der frühesten Paulusbriefe. Die Christen in Thessaloniki erinnert der Missionar Paulus an die Umstände seines Auftretens bei ihnen:
Aber wir sind mütterlich gewesen bei euch, gleichwie eine Amme ihre Kinder pflegt; also hatten wir Herzenslust an euch und waren willig, euch mitzuteilen nicht allein das Evangelium Gottes, sondern auch unser Leben, darum dass wir euch liebgewonnen haben (1.Thess 2, 7)
Mittlerweile lesen wir in neueren Übersetzungen das Wort „Mutter“ statt „Amme“. Trotzdem gefällt mir der Gedanke, der mit dem Berufsbild einer Amme einhergeht. Es ist die professionelle Übernahme der Verantwortung für das Wachsen und Gedeihen eines Anvertrauten, hier der jungen Christen in Thessaloniki. Das treue Weitersagen der guten Nachricht, das sich dem Auftraggeber verpflichtet wissende Weitergeben der geistlichen Nahrung und das Liebgewinnen fremder Kinder Gottes mit mütterlicher Liebe, das gegenseitige ans Herz wachsen sind Grundzüge der Arbeit im Reich Gottes, die mir durchaus nachahmenswert zu sein scheinen.