Das richtige Händchen

Joh 20, 19–20 + 24–29

Wenn ich nicht in sei­nen Hän­den die Nagel­lö­cher sehe, glau­be ich nicht, dass Jesus auf­er­stan­den ist. Tho­mas, genannt Zwil­ling, hat’s nicht leicht. Er soll die Auf­er­ste­hung von den Toten vom Hören­sa­gen glau­ben. Das kann er sich nicht vor­stel­len. Das über­steigt sei­nen Ver­stand. Er bezwei­felt die Mög­lich­keit. Und damit hat er in der Kir­chen­ge­schich­te sei­nen neu­en Zweit­na­men weg: Tho­mas, der Zweif­ler oder der Ungläu­bi­ge. Von nun an haf­tet ihm die­se Schwä­che an und er wird zum Syn­onym für all die­je­ni­gen, die auch ihre Schwie­rig­kei­ten mit dem Glau­ben im All­ge­mei­nen und Beson­de­ren haben. 

Tho­mas auf den Zweif­ler zu redu­zie­ren, wür­de aber bedeu­ten, dass Glau­ben mach­bar ist. Dem einen gelingt es bes­ser als dem anderen.

Zum Glück bie­ten alle nach­ös­ter­li­chen Ereig­nis­se die­ser Vor­stel­lung die Stirn. Kei­ner der ers­ten Bezeu­ger der Auf­er­ste­hung glaub­te vom blo­ßen Hören­sa­gen, dass Jesus von den Toten auf­er­stan­den ist. Allen muss­te, um ihnen zum Durch­bruch der Oster­freu­de zu ver­hel­fen, der Auf­er­stan­de­ne erst per­sön­lich begeg­nen. Tho­mas hat­te jedoch gefehlt, als Jesus sich den ande­ren Jün­gern am Abend des Auf­er­ste­hungs­ta­ges gezeigt hat­te. Die­se hat­ten schon sei­ne durch­bohr­ten Hän­de gese­hen und wuss­ten des­halb, dass Jesus leb­te. Nun begeg­net Jesus die­sem einen, der eigent­lich nicht ungläu­bi­ger war als alle ande­ren vor ihm. Und Jesus hat – nicht nur im wahrs­ten Sinn des Wor­tes – das rich­ti­ge Händ­chen. Wie selbst­ver­ständ­lich zeigt Jesus auch ihm sei­ne durch­bohr­ten Hän­de und lässt ihn die Wun­de in sei­ner Sei­te anfas­sen. Jesus gibt Tho­mas damit die glei­che Nach­hil­fe im Glau­ben wie den ande­ren auch. Jetzt kann Tho­mas bezeu­gen, dass Jesus sein Herr und sein Gott ist. Jesus stellt klar, dass Tho­mas das erkannt hat, weil er Jesus per­sön­lich gese­hen hat. Jesus weiß, was alle sei­ne Jün­ger brau­chen. Der zwei­feln­de Tho­mas ist kei­ne (un)rühmliche Aus­nah­me. Jesus offen­bart sich allen Jün­gern und Jün­ge­rin­nen und ver­hilft ihnen zum Glau­ben – SIE glaub­ten alle nicht aus eige­ner Kraft.

Was aber, wenn Jesus nicht mehr sicht­bar auf der Erde unter­wegs ist? Wie gelingt Glau­be dann? Selig sind, die nicht sehen und doch glau­ben, sagt Jesus.Wie froh bin ich, dass Jesus das rich­ti­ge Händ­chen hat und nach sei­ner Him­mel­fahrt sei­nen Geist an sei­ner Stel­le schickt, um auch mir und allen ande­ren Zweif­lern und Glau­bens­un­fä­hi­gen bei die­sen bahn­bre­chen­den Erkennt­nis­sen auf die Sprün­ge zu helfen.