Nomen est omen

man sitting on chair covering his eyes

1.Tim 1,12−17

Er hat­te eini­ges auf dem Gewis­sen und bezeich­net sich selbst als Got­tes­läs­te­rer, Ver­fol­ger und Gewalt­tä­ter. Ja, das stimmt wohl. Er, des­sen Eltern in ihm einen gro­ßen Gelehr­ten sahen, und in sei­nem hebräi­schen Namen „Saul“, in Anspie­lung auf König Saul, wört­lich der Erbe­te­ne, der Begehr­te, schon den Grund­stein sei­ner Kar­rie­re gelegt hat­ten, hat­te schnau­bend vor Wut die jun­ge Gemein­de in Jeru­sa­lem regel­recht ver­wüs­tet, indem er Män­ner und expli­zit auch Frau­en vor Gericht schlepp­te. Was sie danach erwar­te­te, war sicher das Mar­ty­ri­um. In reli­giö­sem Eifer ließ sich Saul sei­ne Befug­nis­se erwei­tern und ver­folg­te die Chris­ten mit Dro­hung und Mord auch außer­halb Jerusalems. 

Doch kurz vor Damas­kus stürzt er von sei­nem hohen Ross und geht zu Boden, geblen­det von Jesus, dem Got­tes­sohn. Saul, Saul, was ver­folgst du mich? Blind und hilf­los muss die­ser fana­ti­sche Über­flie­ger nun erken­nen, dass er, der from­me Pha­ri­sä­er, über des­sen Lip­pen wohl nie eine Got­tes­läs­te­rung gekom­men wäre, genau das bewirkt hat. Indem er Böses über Jesus gesagt hat­te, hat­te er sich der Got­tes­läs­te­rung schul­dig gemacht, ganz abge­se­hen von dem Mor­den und Schnau­ben gegen sei­ne Mit­men­schen. Er ist der Ers­te unter den Sün­dern, und damit „das Letz­te“! Einen schlim­me­ren Sün­der als ihn wird es nicht geben. Das ist sein Bekennt­nis und sei­ne Bekehrung. 

Jesus begna­digt ihn. Aus Barm­her­zig­keit. Aus­ge­rech­net ihn, den Schlimms­ten. Er wird für treu befun­den und in Dienst gestellt. Viel­leicht, damit er das immer vor Augen hat und nie wie­der über­heb­lich wird, ändert Saul sei­nen Namen. Aus der grie­chi­schen Form Sau­lus wird der uns so bekann­te Pau­lus, der Klei­ne und der Beschei­de­ne. Das steht von nun an über sei­nem Leben und beglei­tet ihn. In ehr­li­cher Wei­se spricht er dar­über zu Timo­theus. Er ver­drängt nicht ein schlech­tes Gewis­sen oder redet sei­ne Ver­gan­gen­heit schön. Er weiß, dass Jesus ihm ver­ge­ben hat und dass Jesus in die Welt gekom­men ist, um aus­schließ­lich Sün­der zu erret­ten. Nie­mand sage, mei­ne Schuld ist zu groß. Ich bin zu schlecht. Was ich getan habe, das kann nicht ver­ge­ben wer­den. Der Platz des Letz­ten ist von Pau­lus besetzt.

Die­ser „Spit­zen­platz“ ist bereits ver­ge­ben, und an ihm hat Jesus ein Exem­pel statuiert.