Er hatte einiges auf dem Gewissen und bezeichnet sich selbst als Gotteslästerer, Verfolger und Gewalttäter. Ja, das stimmt wohl. Er, dessen Eltern in ihm einen großen Gelehrten sahen, und in seinem hebräischen Namen „Saul“, in Anspielung auf König Saul, wörtlich der Erbetene, der Begehrte, schon den Grundstein seiner Karriere gelegt hatten, hatte schnaubend vor Wut die junge Gemeinde in Jerusalem regelrecht verwüstet, indem er Männer und explizit auch Frauen vor Gericht schleppte. Was sie danach erwartete, war sicher das Martyrium. In religiösem Eifer ließ sich Saul seine Befugnisse erweitern und verfolgte die Christen mit Drohung und Mord auch außerhalb Jerusalems.
Doch kurz vor Damaskus stürzt er von seinem hohen Ross und geht zu Boden, geblendet von Jesus, dem Gottessohn. Saul, Saul, was verfolgst du mich? Blind und hilflos muss dieser fanatische Überflieger nun erkennen, dass er, der fromme Pharisäer, über dessen Lippen wohl nie eine Gotteslästerung gekommen wäre, genau das bewirkt hat. Indem er Böses über Jesus gesagt hatte, hatte er sich der Gotteslästerung schuldig gemacht, ganz abgesehen von dem Morden und Schnauben gegen seine Mitmenschen. Er ist der Erste unter den Sündern, und damit „das Letzte“! Einen schlimmeren Sünder als ihn wird es nicht geben. Das ist sein Bekenntnis und seine Bekehrung.
Jesus begnadigt ihn. Aus Barmherzigkeit. Ausgerechnet ihn, den Schlimmsten. Er wird für treu befunden und in Dienst gestellt. Vielleicht, damit er das immer vor Augen hat und nie wieder überheblich wird, ändert Saul seinen Namen. Aus der griechischen Form Saulus wird der uns so bekannte Paulus, der Kleine und der Bescheidene. Das steht von nun an über seinem Leben und begleitet ihn. In ehrlicher Weise spricht er darüber zu Timotheus. Er verdrängt nicht ein schlechtes Gewissen oder redet seine Vergangenheit schön. Er weiß, dass Jesus ihm vergeben hat und dass Jesus in die Welt gekommen ist, um ausschließlich Sünder zu erretten. Niemand sage, meine Schuld ist zu groß. Ich bin zu schlecht. Was ich getan habe, das kann nicht vergeben werden. Der Platz des Letzten ist von Paulus besetzt.
Dieser „Spitzenplatz“ ist bereits vergeben, und an ihm hat Jesus ein Exempel statuiert.
