Demut – was für eine unpopuläre Haltung. Was schwingt da alles mit! Unterordnung, Erniedrigung, Gehorsam – wo bleibt denn da mein Ich? Ich muss gestehen, dass ich sehr stolz bin und gerne Recht und auch das letzte Wort haben möchte. Demut ist etwas anderes…
Nun schreibt Petrus an eine Gemeinde, dass sie alle genau diese demütige Haltung einnehmen sollen. Wenn man sich den Ursprung des Wortes „Demut “ anschaut, bekommt man schnell eine genaue Vorstellung von dieser Haltung: Die Gesinnung eines Dienenden zu haben, heißt demütig sein wörtlich. Das erinnert mich an Jesus, der den Jüngern die Füße wusch. Ein Beispiel habe ich euch gegeben, hatte er damals gesagt. Und sie zum Nachmachen aufgefordert, denn ein Sklave ist nicht größer als sein Herr (Joh 13,2ff.). Ich werde meine stolze Haltung also dringend überprüfen müssen.
Hilfreich ist mir da der Wortlaut, den Petrus in seinem Brief wählt: Umkleidet euch alle mit Demut im Umgang miteinander! Schon die bildliche Vorstellung gefällt mir: Sich umziehen und Demut anziehen wie ein Kleidungsstück. Jesus legte auch seine Kleider ab und band sich die Schürze um, bevor er loslegte. Diese Dienstkleidung zeigt ja nicht nur die Gesinnung, sondern schützt auch vor Verunreinigungen. Im demütigen Umgang miteinander wird es sicher die ein oder andere Beschmutzung geben. Gegenseitige Übervorteilung, Ausnutzung oder Undankbarkeit machen auch vor Geschwistern im Glauben nicht Halt. Die Vorstellung, eine schützende Schürze um zu haben, hilft mir, solche Verletzungen nicht an mich heranzulassen. Also: Ab in die Umkleidekabine, raus aus meinem Stolz und meiner Rechtschaffenheit und rein in die Dienstkleidung.
Und wenn’s doch schmutzig wird?
Petrus geht noch weiter: Unter die mächtige Hand Gottes soll sich ein jeder demütigen, denn Gott liebt demütige Herzen. Er sieht, wenn ich Unrecht erleide und gedemütigt werde und verspricht mir, mich richtig groß rauskommen zu lassen. Und falls ich immer noch die Sorge habe, zu kurz zu kommen, übervorteilt zu werden oder ausgenutzt zu werden, dann bin ich aufgefordert, all diese Sorgen auf Gott zu werfen, dessen oberstes Prinzip es ist, mir zu dienen.
Also: Ab in die Umkleidekabine!
