Umkleidekabine

1. Petrus 5, 5b-11

Demut – was für eine unpo­pu­lä­re Hal­tung. Was schwingt da alles mit! Unter­ord­nung, Ernied­ri­gung, Gehor­sam – wo bleibt denn da mein Ich? Ich muss geste­hen, dass ich sehr stolz bin und ger­ne Recht und auch das letz­te Wort haben möch­te. Demut ist etwas anderes…

Nun schreibt Petrus an eine Gemein­de, dass sie alle genau die­se demü­ti­ge Hal­tung ein­neh­men sol­len. Wenn man sich den Ursprung des Wor­tes „Demut “ anschaut, bekommt man schnell eine genaue Vor­stel­lung von die­ser Hal­tung: Die Gesin­nung eines Die­nen­den zu haben, heißt demü­tig sein wört­lich. Das erin­nert mich an Jesus, der den Jün­gern die Füße wusch. Ein Bei­spiel habe ich euch gege­ben, hat­te er damals gesagt. Und sie zum Nach­ma­chen auf­ge­for­dert, denn ein Skla­ve ist nicht grö­ßer als sein Herr (Joh 13,2ff.). Ich wer­de mei­ne stol­ze Hal­tung also drin­gend über­prü­fen müssen. 

Hilf­reich ist mir da der Wort­laut, den Petrus in sei­nem Brief wählt: Umklei­det euch alle mit Demut im Umgang mit­ein­an­der! Schon die bild­li­che Vor­stel­lung gefällt mir: Sich umzie­hen und Demut anzie­hen wie ein Klei­dungs­stück. Jesus leg­te auch sei­ne Klei­der ab und band sich die Schür­ze um, bevor er los­leg­te. Die­se Dienst­klei­dung zeigt ja nicht nur die Gesin­nung, son­dern schützt auch vor Ver­un­rei­ni­gun­gen. Im demü­ti­gen Umgang mit­ein­an­der wird es sicher die ein oder ande­re Beschmut­zung geben. Gegen­sei­ti­ge Über­vor­tei­lung, Aus­nut­zung oder Undank­bar­keit machen auch vor Geschwis­tern im Glau­ben nicht Halt. Die Vor­stel­lung, eine schüt­zen­de Schür­ze um zu haben, hilft mir, sol­che Ver­let­zun­gen nicht an mich her­an­zu­las­sen. Also: Ab in die Umklei­de­ka­bi­ne, raus aus mei­nem Stolz und mei­ner Recht­schaf­fen­heit und rein in die Dienstkleidung. 

Und wenn’s doch schmut­zig wird? 
Petrus geht noch wei­ter: Unter die mäch­ti­ge Hand Got­tes soll sich ein jeder demü­ti­gen, denn Gott liebt demü­ti­ge Her­zen. Er sieht, wenn ich Unrecht erlei­de und gede­mü­tigt wer­de und ver­spricht mir, mich rich­tig groß raus­kom­men zu las­sen. Und falls ich immer noch die Sor­ge habe, zu kurz zu kom­men, über­vor­teilt zu wer­den oder aus­ge­nutzt zu wer­den, dann bin ich auf­ge­for­dert, all die­se Sor­gen auf Gott zu wer­fen, des­sen obers­tes Prin­zip es ist, mir zu die­nen. 
Also: Ab in die Umkleidekabine!