Er ist Ratsherr und er rechnet. In vielfacher Hinsicht.
Er rechnet mit Geld. Er kann das, denn er hat viel davon. Er ist reich.
Er rechnet mit seinem Tod. Er baut sich eine Gruft in einen Felsen. Er regelt sein Ende. Zu Lebzeiten.
Er rechnet mit dem religiösen Wahn seiner Arbeitskollegen. Der hohe Rat würde ihn ausschließen. Verbannen aus Gemeinschaft und Gottesdienst. Denn:
Er rechnete mit dem Kommen des Befreiers Israels. Und er hat ihn in Jesus gefunden. Er wird ein Freund vom Christus. Aber er bekennt ihn nicht als solches. Er hält sich zurück. Aus Angst. Mehr als ein Nein zu dem Todesurteil der Kollegen über Jesus ist ihm nicht zu entlocken.
Hat er sich verrechnet? Hat er am Ende die Rechnung ohne den Wirt gemacht?
Nein, denn Gott hat schon lange mit ihm, dem Josef aus Arimathäa, gerechnet. Jesaja prophezeite Jahrhunderte zuvor im Auftrag Gottes, dass der Gottesknecht im Tod bei einem „Reichen“ sein würde (Jes 53,9). Diese Rechnung ist noch offen.
Hat der rechnende Ratsherr damit gerechnet? Er ist reich, er hat eine Gruft und er liebt Jesus. Das ist seine Chance!
Er vergisst das Rechnen.
Mutig fordert er den Leichnam von Pontius Pilatus. Bekennt sich zum Christus – Was werden seine Kollegen dazu sagen?
Er kauft reines Leinen. Feiner Zwirn für einen Toten – Reißt das nicht ein Loch in seine Haushaltskasse?
Er bestattet die Leiche. Seine Gruft für den Messias – Was wird aus seinem geregelten Ende?
Doch er hat den Boden der Mathematik endgültig verlassen, denn das Unberechenbaren geschieht: Der Stein, den er vor die Gruft gewälzt hat, ist weggewälzt. Das Grab ist leer. Jesus ist auferstanden. Er hat den Tod besiegt.
Und auf einmal ist auch Josefs Ende geregelt. Seine Gruft war ja nun wieder frei. Er wurde später sicher darin bestattet. Aber sie wird nicht sein sicheres Ende sein, denn er wird auferstehen, gleichwie sein Freund Jesus auferstanden ist. Womit rechnen wir?